benajas apologetische Denkwerkstatt
 

 

Lebenswende:
Wenn Gottes Finger in Menschenherzen schreibt

Walter:
„So führte mich dieser Tae-Kwon-Do-Weg in immer tiefere Verstrickungen, die ersehnte Freiheit stellte sich als Zwang heraus, sie wurde zu einer Fessel.“

Mit ca. 12 Jahren trat ich einem Schwimmklub bei. Nachdem mein Körper gekräftigt und meine Ausdauer zusehends besser wurden, wollte ich bei Wettkämpfen keine Möglichkeit auslassen, die Leistung zu verbessern. Aus diesem Motiv lernte ich die Unterstufe des „Autogenen Trainings“. Davon erhoffte ich mir eine optimale Vorbereitung für den Wettkampf. Gleichzeitig interessierte ich mich für fernöstliche Kampfsportarten und las verschiedene Bücher darüber. Was mir gerade an Karate auffiel, war der philosophisch-geistliche Hintergrund, der in den Büchern klar zum Ausdruck kam. So wies der Autor eines Buches über Shotokan-Karate darauf hin, woher die Kraft für die Schläge kommen sollte, nämlich aus dem Unterbauch durch geistliche Konzentration. Er verglich den menschlichen Geist mit einem See und gab dazu Tipps, wie man aus einer bestimmten Geisteshaltung heraus reagieren und wie diese Haltung hinaus ins tägliche Leben übernommen werden sollte.
Damals war mir dieses Gedankengut noch fremd.

Nach einem anfänglichen Judo-Training wurde ich Mitglied in einem Shotokan-Karate Klub. Das Schwimmen hatte ich mittlerweile aufgegeben, mein ganzes Interesse galt den Kampfsportarten. Täglich trainierte ich mich darin zu Hause, mehrere Male pro Woche im Klub, außerdem besuchte ich Karate-Filme und las Bücher und Journale darüber. So kam es, dass ich mehr und mehr mit dem spirituellen Hintergrund vertraut wurde, auf dem diese Sportarten aufgebaut und  m i t   d e m   s i e   s o m i t   u n t r e n n b a r   v e r b u n d e n  sind. Ich befand mich mehr oder weniger unbewusst auf einem „Weg“, denn Karatedo, wie Karate ja oft genannt wird, bezeichnet einen Weg. Und dieser Weg schien mir gut, zumal mir keine Alternative bekannt war.

Mein Interesse an östlicher Philosophie und Mystik wuchs. Ich beschäftigte mich mit Buddhismus, insbesondere mit Zen-Buddhismus, und mit Taoismus und las „I-Ging“, das chinesische Buch der Orakel. Nun war der Weg gebahnt für das aktive Üben von Meditationstechniken, die in den Büchern oft empfohlen wurden. Der Einstieg dafür fiel mir ohnehin nicht schwer, da ich ja Autogenes Training erlernt hatte.

Als mein Vertrag im Shotokan-Karate Klub abgelaufen war, begann ich nach einiger Zeit Taekwondo zu trainieren, und zwar in einem Klub mit einem koreanischen „Meister“. Außerdem erfuhr ich von einem Meditationskreis, den ich ebenfalls so oft wie möglich besuchte. Darüber war mein Trainer erfreut, hatte er sich doch auch in einem buddhistischen Kloster auf seine Europareise vorbereitet.

Mit der Zeit verstrickte ich mich immer tiefer in die fernöstliche Mystik. Denn dass es Verstrickungen waren, sollte ich später erfahren. Es fiel mir auf, dass  e i n  einziges Prinzip hinter all diesen Übungen steckt, nämlich die Konzentration auf den Atem (z.B. bei Tai chi) oder auf ein Rätsel (sogenanntes Koan im Zen-Buddhismus) bzw. auf eine bestimmte Formel (im Autogenen Training) usw. zu richten, wodurch der Körper entspannt werden soll, bis er einen der Selbsthypnose ähnlichen Zustand erreicht. Letztlich ist es dann nicht so wichtig, worauf man sich konzentriert, es geht nur um das Erreichen eines Zustandes, der  p a s s i v  ist, bei dem Verstandesdenken ausgeschlossen ist.  D a s  war der „Weg“, um auf den „Seinsgrund“ zu gelangen, um mit dem ewig „Göttlichen“ eins zu werden, dem unbekannten „Es“, dem „Tao“ oder wie man es auch nennen möchte. Und dies zu ergründen, hatte ich mir vorgenommen; ich wollte Satori, die „Erleuchtung“, erreichen! Beim Training des Tai chi sollen diese „Energieströme“, die angeblich den Kosmos durchziehen, auch durch den Körper fließen. Damit sollte man als Teil des Ganzen in Harmonie mit diesem stehen! Bezeichnenderweise trainiert man Tai chi auch mit Kung Fu-Bewegungen und -Schlägen. So passten die Kampfsportarten und die Meditation in ein gemeinsames Konzept, beide schlugen in dieselbe Kerbe. Die Kampfsportstarten sind der körperliche Ausdruck dafür, dass man in „Harmonie“ mit diesen „Energieströmen“, mit diesem „Ganzen“ steht, sie sind Ausdruck einer monistischen Vorstellung, nämlich, dass es  e i n e  letzte Wirklichkeit gibt, an der  a l l e  Dinge teilhaben. Dass die Kampfsportarten für die Ergründung dieser letzten Wirklichkeit einen Weg darstellen sollen, drückt bereits ihr Name aus, wie schon erwähnt: Taekwondo, Aikido, Karatedo. „Do“ heißt übersetzt: „der Weg“. [Anm.: Do leitet sich vom chinesischen Begriff Dào bzw. Tao ab.]

Ich erfuhr, wie man auf diese Art in die Transzendenz eindringen konnte, da es möglich war, geistliche Kraft zu empfangen. Den Preis, der dafür zu bezahlen ist, erkannte ich damals noch nicht. Mit Schrecken denke ich an ein Erlebnis beim Meditieren, das mir schon zum damaligen Zeitpunkt unheimlich war. Bei einer Meditationssitzung hatte ich das Gefühl, dass „Energie“ in mich einströmen würde; dabei war mir, als ob ich in eine andere Sphäre überginge. Zudem breitete sich Angst aus, sodass ich meine beim Meditieren halb geschlossenen Augen öffnete, damit dieses Erlebnis ein Ende fände.

Auch im Taekwondo merkte ich „Fortschritte“. So erinnere ich mich an einen Kampf bei einer Gürtelprüfung, bei der ich dreimal den Angriff meines damaligen Kampfpartners intuitiv durchschaute und so jedes Mal, obwohl er im Angriff war, ihm dennoch zuvorkam mit meiner Technik und ihn von den Beinen fegte.

Durch das tägliche Training kam natürlich die Prüfungsvorbereitung für die Schule zu kurz, sodass ich oft ein großes Stoffgebiet in kurzer Zeit zu bewältigen hatte. Aus diesem Grunde stand ich des öfteren für einen Zeitraum von ein oder zwei Wochen schon vor drei Uhr früh auf, meditierte und trainierte und konnte dann den ganzen Tag, bei nur kurzen Pausen, konzentriert durchlernen. Aufgrund der Meditation wurden diese Leistungen möglich, nur erahnte ich eben noch nicht den Tribut, den diese Fähigkeiten schließlich verschlingen würden.

Zur Beginn meines Universitätsstudiums vernachlässigte ich mein Training. Dabei stellten sich eine innere Unruhe und Konzentrationslosigkeit ein, wie sie mir in meinem früheren Leben fremd waren. Ging ich aber wieder zum Taekwondo-Training oder besuchte ich den Meditationskreis, so verschwanden diese Erscheinungen. Zuerst schob ich diese Zustände auf strapazierte Nerven, bald aber bemerkte ich den gleichen Mechanismus in Ruhephasen. So war ich gezwungen diesen „Weg“ weiterzugehen. Zu guter Letzt probierte ich auch noch Akupressur aus, um mein seelisches Gleichgewicht zu stabilisieren. Wie der Taoismus basiert auch die Akupressur auf der Annahme, dass der menschliche Körper von Energieströmen durchzogen sei. So führte dieser Weg „Do“ in immer tiefere Verstrickungen,  d i e   e r s e h n t e   F r e i h e i t   s t e l l t e   s i c h   a l s   Z w a n g   h e r a u s , sie wurde zu einer Fessel. Neben der seelischen Unruhe  b e i   U n t e r l a s s u n g   d e s   T r a i n i n g s  stellten sich auch Schwierigkeiten durch Schmerzen in der Wirbelsäule ein.

Nach der Behauptung eines alten „Karatemeisters“ sollte der Kampf das ganze Leben durchdringen, man sollte sich ständig damit in Gedanken befassen. Das ging dann soweit, dass ich mir oft überlegte, wenn jemand auf der Straße vorbeiging, wie ich einen etwaigen Angriff abzuwehren hätte, wie ein paar Schläge anzubringen seien. Also war ich auf dem „rechten Weg“, denn ein solch beständiges Bewusstsein wollte man ja nach den Aussagen „Alter Meister“ entwickeln. Auf diese Art wird aber kaum merklich ein ungeheures Aggressionspotential geschürt, unter dem Tarnmäntelchen von körperlicher und geistiger Ertüchtigung. Obwohl ich auf diese Art immer tiefer in das östliche Gedankengut eindrang,  v e r m i s s t e   i c h   e i n e s   s o   s e h r :   F r e i h e i t   u n d   F r i e d e n !

Eines Tages traf ich im Zug auf einen Mann, der mir von Jesus Christus erzählte, als wir ein Gespräch über das Leben und seinen Sinn führten. Dieser Mann hatte das, was mir durch mein asketisches Leben versagt blieb, nämlich Frieden. Dieses Gespräch hinterließ einen tiefen Eindruck bei mir. War doch die Botschaft der Bibel, dass der Mensch wegen seiner Trennung von dem lebendigen Gott durch seine Sünde einen persönlichen Erlöser nötig hat, so verschieden von meinem östlichen „Weg“!

Als ich mich einige Monate später mit einem Christen zum regelmäßigen Bibelstudium traf, durfte ich es erneut hören, dass es nur einen einzigen Weg zu Gott gibt, wie Jesus Chrisus auch im Johannes-Evangelium 14,6 spricht:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“.

Ich war überrascht über diese klaren und präzisen Aussagen der Bibel, gegenüber den schwierigen und oft schwer verständlichen Gedankengängen der östlichen Literatur, z.B. des Tao te king. Also war die Wahrheit nicht in einem System oder in einer Religion zu finden, sondern in einer Person, in dem historischen Jesus Christus, der selbst die Wahrheit, der Weg zum Vater, war und ist. So wurde ich mit der Exklusivität des Sohnes Gottes konfrontiert. Buddha soll gesagt haben, dass jeder seinen eigenen Weg zum Heil finden müsse. Wie konträr dazu ist doch die christliche Botschaft, dass Jesus der einzige Weg ist, und dass er die Erlösung des Menschen vollbracht hat, die wir im Glauben annehmen müssen, um errettet zu werden.

Noch einige Monate vergingen, bis ich mich entschloss, mit Jesus Christus wirklich ernst zu machen. Jetzt wurde es mir zu einem Herzensbedürfnis, mit Menschen, die in ihrem Leben ebenfalls den Glaubensschritt mit Jesus gewagt hatten, Gemeinschaft zu pflegen. Auch zu Hause las ich mit großer Freude in der Bibel. Aufgrund meines früheren „Weges“ der Selbsterlösung kam mir anfänglich noch öfters der irrige Gedanke, dass ich zu dieser Erlösung durch Jesus Christus noch etwas hinzuzutun hätte. Aber die Erlösung durch ihn ist vollkommen, und ich lernte, dem geschriebenen Wort Gottes, der Bibel, zu vertrauen, und so durfte ich Frieden durch Jesus erleben. Dieser Friede wirkte sich auch so aus, dass Ordnung in mein Leben kam. Es gelang mir zum ersten Mal, große Stoffgebiete für mein Studium so zu bewältigen, dass ich einerseits nicht schlenderte beim Lernen, andererseits auch nicht in eine Prüfungshektik geriet. Oft durfte ich Gottes Hilfe sowohl bei der Prüfungsvorbereitung als auch bei der Prüfung selbst erfahren.

Allerdings hingen mir noch gewisse Folgen meiner „spirituellen“ Vergangenheit nach, der ich lange Zeit gewissermaßen tributpflichtig gewesen war. Als ich mich nämlich später einer christlichen Gemeinde anschloss, konnte es noch eine Zeitlang passieren, dass mir nach längerer Gemeinschaft mit Christen Aggressionen aufstiegen und dass sich während einer Gottesdienstpredigt merkwürdige innerliche Qualen, Beklemmungen oder Angstzustände einstellten. Dazu war jedoch keinerlei Anlass, freute ich mich doch vielmehr jedes Mal sehr auf unser Zusammentreffen zum Austausch und Studium über Gottes Wort. Schritt für Schritt wurde mir dann klarer, was sich hinter diesen Zuständen verbarg, mir wurden diese starken Bindungen, die ich durch das Kampfsporttraining und die fernöstliche Mystik jahrelang eingegangen war, bewusst. Die Bibel sagt im Epheserbrief 6,12:

„Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut sondern wider die Fürstentümer, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“
[Anm.: Gemäß der Bibelübersetzung von H. A. Menge lautet diese Textstelle:
„Denn wir haben nicht mit Wesen (oder: Gegnern) von Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den (überirdischen) Mächten, mit den (teuflischen) Gewalten, mit den Beherrschern dieser Welt der Finsternis, mit den bösen Geisterwesen in der Himmelswelt.“]

Tatsächlich liefert man sich „geistlichen Mächten der Bosheit“ (Dämonen) aus, wenn man Wege beschreitet, die auf passivem Sich-Öffnen beruhen, Wege, auf denen man intuitiv „die letzte Wirklichkeit“ zu ergründen trachtet und die solch einen spirituellen Hintergrund haben. Ich erinnerte mich wieder an das gemeinsame Prinzip, das Meditative und Suggestive der östlichen Lehren und den religiösen Hintergrund der fernöstlichen Kampfsportarten. Mochte es Aikido oder Kung Fu, Karate oder Taekwondo sein, oder auch der Buddhismus mit seinen Zen-Praktiken, der Hinduismus mit Yoga, Tai chi oder auch Autogenes Training – stets war die gemeinsame Grundlage ein passives Sich-„Öffnen“, das durch verschiedene Techniken angestrebt wurde: Sei es durch das intuitive Lösen von Rätseln (Koan) oder die Konzentration auf die Atemzüge im Zen-Buddhismus, sei es durch Körperhaltungen, bei denen die angeblich „kosmischen“ Kräfte „fließen“ sollen, oder auch durch Vorsagen von Formeln beim Autogenen Training ! Auch die fernöstlichen Kampfsportarten waren darauf angelegt, intuitiv „die letzte Wirklichkeit“ zu erfassen, und zwar durch Bewegung. So drückte es auch ein Aikido-Kenner aus, der behauptete, dass er durch Aikido „ohne Zweifel den göttlichen Urgrund, in dem jede Wahrheit zu finden ist, durch Intuition erfassen kann, die dem diskursiven Denken überlegen“ sei.

So war mir klargeworden, dass hinter diesen Praktiken unsichtbare, geistliche Realitäten stehen, Persönlichkeiten, die die Bibel „Mächte der Bosheit“ nennt, die die Menschen in ihren Bann zu ziehen versuchen. Ihr Einfluss war es gewesen, der den Zwang bewirkt hatte, den einmal beschrittenen östlichen „Weg“ unbedingt weiterzugehen. Ich durfte aber lernen, all meine inneren Nöte Jesus Christus als meinem HERRN anzuvertrauen. Er hat mir Schritt für Schritt Befreiung von den Folgen dieser „Tributspflicht“ geschenkt. So kann ich aus meinem eigenen Leben bestätigen, was Jesus, der auferstanden ist und jetzt beim Vater über aller Schöpfung als der HERR erhöht ist, in der Bibel verspricht:

„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen. Wenn euch nun der Sohn freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.“ (Johannes-Evangelium 8,32.36)

Walter L. ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er führt eine Facharzt-Praxis in Niederösterreich.

Zur Gesamtübersicht : Lebenswende: Wenn „Gottes Finger“ in Menschenherzen schreibt

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Startseite

Fragen ?  benaja [at] gmx.at