benajas apologetische Denkwerkstatt
 

 

Lebenswende:
Wenn Gottes Finger in Menschenherzen schreibt

Colleen:
„Die berühmten Philosophen mit ihren so verschiedenen Antworten konnten mir keinen echten Trost geben.“

Als Kind einer typisch amerikanisch-protestantischen Familie mit 5 Kindern aufgewachsen, verbrachte ich meine frühen Jahre in der Schweiz und in Österreich. Nach der Scheidung meiner Eltern lebte ich in Kalifornien bis zu meinem 18. Lebensjahr. Es war primär die Zeit in Kalifornien, in der sich meine Vorstellungen von der Welt und meine persönlichen Ideale entwickelt haben. Da meine Mutter und andere Familienglieder und Verwandte überzeugte Christen waren, war ich von klein auf mit der Bibel vertraut. Ich zweifelte nie an der Gottessohnschaft oder Auferstehung Jesu Christi. Doch diese Hoffnungsbotschaft berührte mein Herz nicht. Obwohl die Vertrauenswürdigkeit und Wahrheit der Bibel für mich eine Selbstverständlichkeit waren, wollte ich ihr doch keinen Platz in meinem Leben einräumen. Als Teenager waren meine Hauptinteressen Besitz, Abenteuer und – nicht zuletzt – gut aussehende junge Männer! Heute mag man über meine naive Neugier und meine oberflächlichen Interessen lachen, aber damals war es alles, wonach ich mich sehnte.

Mit 14 Jahren ging ich zu einer Evangelisation mit dem bekannten Prediger Billy Graham. Ich erkannte die Schuld vor Gott in meinem Leben und war erstmals betroffen darüber, dass sich Christus dafür geopfert hatte. Ich zeigte oberflächliche Reue und schnell vergossene Tränen, aber da war kein Wille, mich von Gott ändern zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen, der an seinem Willen ausgerichtet war. Später entschied ich mich bewusst gegen Gott, damit ich meinen persönlichen Interessen in voller „Freiheit“ nachgehen konnte.

Ich fing damit an, einen Freund zu suchen, der eine dicke Brieftasche, ein tolles Auto und die entsprechende Abenteuerlust vorweisen konnte. Dabei war ich bald erfolgreich, und ich bemühte mich, auch meine engen Freundinnen zu einem wilden und hemmungslosen Leben mitzureißen. Da begann die Zeit des Trinkens, Zigarettenrauchens und – natürlich – des Rauchens von verschiedenen Marihuana-Sorten. Mittlerweile hatte ich einen so schlechten Ruf bekommen, dass einigen Mädchen unserer christlichen Gemeinde von ihren Eltern verboten wurde, mit mir zusammen zu sein. Darauf war ich auch noch stolz! Meine Mutter hatte viel Mühe und Leid mit mir.

Die gefährlichsten Exzesse meines sorgenlosen, genusssüchtigen Lebensstils lagen noch vor mir, als ich an die Ostküste Amerikas, in Baltimore, mein College-Studium begann. Endlich frei von jeglicher Autorität der Eltern und den Ermahnungen meines Bruders und anderen Verwandten, schloss ich mich an einer kleine Gruppe gleichgesinnter Mädchen an. Ein Mädchen, dessen Vater Arzt war, half mir besonders, eine neue Welt der Drogen kennen zu lernen. Immer, wenn ich bei ihr zu Hause auf Besuch war, stahlen wir stärkere Beruhigungs- oder Aufputschmittel. Wir nahmen sie mit nach Baltimore und schluckten die Tabletten zusammen mit alkoholischen Getränken, um die Rauschwirkung zu verstärken. Meine Freundin wurde allmählich süchtig von der regelmäßigen Einnahmen dieser Psychopharmaka. Dazu rauchten wir regelmäßig beim Fernsehen verschiedene Arten von Marihuana, wobei wir die wirkungsstärksten Drogen für das Wochenende aufhoben. Sie wurden in der sogenannten „Drogenlade“ gelagert, wo wir versuchten, eine reizvolle Kollektion verschiedener Drogen zu verwahren, die wir nach Angebot und finanziellen Möglichkeiten ergänzten.

Ich entschloss mich zum Weiterstudium im Fach der Philosophie, in der naiven Hoffnung, dadurch ein weiser Mensch zu werden. Die ganze Weisheit der Welt wollte ich sammeln, vom Gedankengut der Griechen bis zum Existentialismus des 20. Jahrhunderts. Es kam zwar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, dafür aber wurde ich sehr nachdenklich.

Unmittelbar nach Beginn meines Studiums stürzte ich mich voller Energie in meine Privatabenteuer. Ich wurde zur „Anführerin“ und animierte meine Freundinnen, es mir nachzumachen. Eines Tages kam ein guter Freund zu mir und versuchte, behutsam und besorgt, mir zu erklären, dass ich inzwischen einen ziemlich schlechten Ruf hatte. Er fragte mich, ob ich es nicht für klug halten würde, mein Leben etwas bescheidener zu führen. An dem Abend aber hatte ich Aufputschmittel genommen, und da ich mich so glücklich fühlte, habe ich seine Worte gar nicht richtig verstehen können. Nicht einmal nachher, im „nüchternen“ Zustand, habe ich verstanden, wovor er mich warnen wollte.

Ich betrachte es heute als Gottes spürbare Gnade, dass ich später, zu einer Zeit, als ich deprimiert war, dann doch noch erkennen konnte, wie elend mein Leben in Wirklichkeit war. Ich erkannte, was mir geblieben war: Freudlosigkeit, zerbrochene Freundschaften, Gier, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit! Mir wurde bewusst, dass ich mit meiner Art zu leben für Gott eine einzige Zumutung und Enttäuschung war. Ich war so niedergeschlagen, dass mir der Gedanke an Selbstmord kam. Doch als ich es länger überlegte, kam mir der Gedanke: Ich darf mein Leben nicht beenden, bevor ich nicht Jesus eine Chance gegeben habe, es wieder in Ordnung zu bringen. So wurde ich vor der übereilten, verzweifelten Handlung bewahrt. Das war der erste entscheidende Wendepunkt zurück zu einem neuen Leben mit Jesus als HERRN.

In der Zwischenzeit ging es auch meinen Freundinnen immer schlechter. Schuld waren Drogen, Alkohol und das ganze üble Nachtleben. Dieses Leben forderte natürlich seinen Preis: Alle standen inzwischen bei einem Psychiater in Behandlung. Zwei der Mädchen mussten schließlich überhaupt das Studium aufgeben. Auch mir wurde eine psychiatrische Behandlung nahegelegt. Ich hatte nämlich versucht, meinen Studienkollegen zu beschreiben, was man alles bei einem LSD-Trip erleben kann. Was ich damals erzählt habe, muss wohl wirr und unverständlich geklungen haben. Ich fühlte mich missverstanden und wurde mit der Zeit immer depressiver, besonders durch das regelmäßige Anhören meiner Lieblingsmusiker Pink Floyd und Jimi Hendrix. Die Texte ihrer Lieder bestärkten mich in meiner Trostlosigkeit und Leere.

Auch die berühmten Philosophen mit ihren so verschiedenen Antworten konnten mir keinen echten Trost geben. Alles war so theoretisch und ohne wirkliche Hilfe, um den Alltag zu bewältigen. Sehr beeindruckt war ich etwa von der Schule der Stoiker und ihrer Haltung. Edel und erstrebenswert schien mir ihr Programm, aber mir fehlte die Kraft, ihre Ideale auch nur annähernd zu erreichen.

Gesundheitlich ging es mir zunehmend schlechter. Ich wurde häufig krank und litt unter schrecklichen Alpträumen, sodass ich oft zur nächsten Klinik lief, um mir Beruhigungsmittel zu verschaffen. Ich erkannte schließlich, dass es aus der Sackgasse, in der ich war, nur einen Ausweg gab, nur eine echte Befreiung aus meinen Ängsten und mein kaputtes Leben: Jesus Christus. Durch seinen Tod am Kreuz hat Er die Konsequenzen auch meiner persönlichen Schuld und Verirrung getragen, durch seine Auferstehung hat Er für mich den Tod überwunden, damit ich ein neues Leben empfangen kann. Drei Bedingungen aber gab es für Seine Vergebung und ein neues Leben mit Gott: (1) mich vor Ihm als schuldig zu bekennen, (2) Seinem Versprechen zu vertrauen und (3) Ihm Raum zu geben in meinem täglichen Leben. Äußerlich ging mein Leben noch im alten Trott weiter, doch ich suchte die nächste Gelegenheit, um wirklich umzukehren und mit Jesus als HERRN neu zu beginnen.

Ohne Geld (es war mir unterwegs in Chicago gestohlen worden), aber froh, nach diesem Studienjahr mein Leben im College hinter mir gelassen zu haben, kam ich bei meiner Familie in Kalifornien an, um hier einen Teil der Sommerferien zu verbringen. Gleich begann ich, in der Bibel zu lesen, und stellte meinem Bruder gelegentlich Fragen über die Auslegung wichtiger Schriftstellen. Eines Abends wusste ich, dass es jetzt an der Zeit war, Gott mein Leben zu übergeben. Mit einem Gebet wollte ich meine Umkehr zu Gott besiegeln. Ich bat um Vergebung meiner Sünden aufgrund des Opfers Christi am Kreuz und um Hilfe, die Beziehungen und Umstände in meinem Leben wieder in Ordnung zu bringen. Ich vertraute den Zusagen Gottes in der Bibel und konnte so Gewissheit haben, dass mir Gott vergeben hatte und nun meinem Leben eine neue Gestalt verleihen würde.

Am nächsten Tag staunte ich, wie ich an mir gleich eine viel freundlichere Einstellung zu meiner Familie und meinen Bekannten bemerkte. Ich trennte mich auch vom Marihuana, das ich von Baltimore mitgenommen hatte, denn mir war klar, dass ich es nicht mehr brauchen würde. Die Bibel begann ich mit Eifer und Faszination zu lesen; ich fühlte mehr und mehr Zuneigung zu meinen gläubigen Verwandten und Bekannten. Ich war überzeugt, dass dies alles Gottes Wirken an mir war, denn früher hatte ich mir niemals eine solche Einstellung selbst beibringen können.
„Ist also jemand in Christus, so ist er ein neues Geschöpf…“ Diese Erfahrung des Apostels Paulus, die er im zweiten Brief an die Korinther ausdrückt hatte
(5,17), habe auch ich gemacht. Meine Stiefmutter, die ich in diesen Sommerferien besuchte, sagte mir später, dass sie eine deutliche Änderung in meinem Wesen beobachtet hatte.

Der erste Sommer als bewusster Christ war nicht so leicht, da ich in manchen Punkten meinem alten Ich nachgab. Aber das, was mir Kraft gab, war das Wissen, mit Christus in Beziehung zu stehen: Ich konnte wieder um Vergebung und Kraft beten, so zu leben, wie Gott es mir durch sein Wort und durch das Beispiel Christi zeigte. Mit Ihm versöhnt, sein geliebtes Kind zu sein, war oft mein einziger Halt und meine Hoffnung, als ich im darauf folgenden Herbstsemester ständig vor der Versuchung stand, wieder in mein altes Leben zurückzukehren. Meine Freunde behaupteten, es würde genügen, etwas gemäßigter zu leben, nicht ganz so extrem wie früher eben. Ich wusste aber ganz genau, dass es nicht um einen mehr oder weniger extremen Lebensstil ging, sondern darum, dass ich nun zu Jesus Christus gehöre und dass ich meinen Weg neu gehen möchte mit Ihm als meinem HERRN und Erlöser. In diesem ersten Jahr war es ein harter Kampf, mich gegen den Einfluss meiner alten Freunde doch an Gottes Werten zu orientieren.

Erst ein Jahr später, als ich erkannte, dass nach Gottes Willen Christen miteinander Gemeinschaft haben sollen und dass man sich auch öffentlich zu ihnen bekennen soll, schloss ich mich einer christlichen Gruppe an, die sich zu Gebet und Bibellesen traf; dadurch wurde ich sehr bestärkt und gesegnet. Ich bekam mehr Mut, ganz offen mit meinen Studienkollegen und Professoren über meinen Glauben zu reden. Auch beim Studium gab Gott den Mut und das Unterscheidungsvermögen, das ich brauchte, um gezielte, kritische Fragen an die Professoren bzw. Studenten zu richten und mich selbst im Durcheinander der Philosophien zu einem persönlichen Schöpfergott bekennen zu können.

Zum Lob Gottes kann ich sagen, dass das letzte Studienjahr zu einer meiner schönsten Erinnerungen geworden ist. Gottes ordnende Hand hatte Stabilität in das Chaos meines Studentenlebens und meiner Beziehungen zu Freunden und Professoren gebracht. Mit dem Abschluss meines Studiums sah ich mich nun vor Gott in ein sinnvolles, verantwortliches Leben gestellt, das ich in Abhängigkeit von Ihm, der Quelle des Lebens, führen sollte.

In seinem Brief an die Epheser schreibt Paulus: „Ihr seid also nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ Gott will nicht, dass wir ein Leben ins Leere hinein führen, Ihm fremd bleiben und Ihn nicht kennen; vielmehr möchte Er, dass wir unsere Schritte in Gemeinschaft mit Ihm gehen. Das ist auch Sein ursprünglicher Wille für die Menschen, dass sie mit ihrem Schöpfer in Gehorsam und Dankbarkeit leben. In Jesus Christus wurde mir diese Gemeinschaft mit Gott wieder geschenkt und damit die tiefe Freude und der Friede, die Jesus Christus seinen Jüngern versprochen hat.

Colleen C. ist in Wien verheiratet, Mutter von vier Kindern und beruflich im Bankenwesen tätig.

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